oder Cadair Idris, langgezogener Bergrücken, einer der populärsten Berge in Wales
Cadet Force [AUS 160]
Das Combined Cadet Force (CCF) ist eine vom Verteidigungsministerium gesponserte Jugendorganisation in Großbritannien. Ihr Ziel ist "to provide a disciplined organisation in a school so that pupils may develop powers of leadership by means of training to promote the qualities of responsibility, self reliance, resourcefulness, endurance and perseverance". Es ist keine vormilitärische Asubildung, obwohl man anerkennt, dass eines ihrer Zwecke ist, "to encourage those who have an interest in the services to become Officers of the Regular or Reserve Forces", und eine erstaunliche Anzahl von Offizieren war im CCF
Cagliostro, Alessandro [LL 48]
Alessandro Graf von Cagliostro (eigentlich Giuseppe Balsamo) * Palermo 1743 † San Leo 1795, italienischer Alchemist und Hochstapler.
Im Orden der Fatebenefratelli im Kloster Caltagirone in seiner Heimatstadt, der sich der Krankenpflege widmete. Als Gehilfe des Klosterapothekers erste pharmakologische Kenntnisse, die ihm später bei seinen „Wunderkuren“ nützlich sind. Wegen Fehlverhaltens ausgewiesen, von Verwandten verstoßen. Liederliches Leben, Einfallsreichtum, Betrügereien und andere Verbrechen. Aus Sizilien geflohen, Griechenland, Ägypten, Arabien, Persien, Rhodos (Alchemie und verwandte „Wissenschaften“ bei Althotas), Malta. Dort beim Großmeister des Malteserordens als Graf Cagliostro vorgestellt. Erhält Empfehlungen für Rom und Neapel, erweckt den Eindruck, Goldmacher zu sein. Heirat in Rom mit Lorenza Feliciani. London, Paris, hohe Profite aus seinem Handel mit Liebestränken, Jugendelixieren, Schönheitsmixturen, alchemistischen Pulvern usw. Gibt sich als Gründer des ägyptischen Hochgrad-Freimaurer-Systems, des Misraim-Ritus aus. Deutschland, Holland, Kurland, Russland, Polen, Paris (möglicherweise Initiator der "Halsbandaffäre"). In Bastille eingekerkert. Nach Freilassung England, inhaftiert. Rom, wo er Loge gründet. Von Inquisition verhaftet, eingekerkert, zum Tod, später lebenslanger Haft verurteilt. Gestorben im Gefängnis von San Leo bei San Marino (erdrosselt oder Syphilis).
Cajütenbuch [UH 20]
1841 Roman von Sealsfield
Revolution von Texas gegen Mexiko im Jahre 1835; Episoden aus dem Unabhängigkeitskrieg der südamerikanischen Staaten, meisterhafte Beschreibung der St. Jacinto-Prairie, als Sealsfields beste literarische Leistung betrachtet. Der religiöse und Ehrfurcht erweckende Einfluss der Natur, Lieblingsthema des Dichters, durch die Erzählung von Bob, dem Mörder, dargestellt, welcher in der schrecklichen Einöde der texanischen Prairie von seinem erwachten Gewissen gepeinigt wird.
Plan: Eine grosse Gesellschaft in Kapitän Murkys Haus, "die Kajüte" genannt, weil in Form eines Schiffes gebaut, zum Mittagessen zusammengekommen. Versammlung besteht aus Offizieren, Bankiers und Pflanzern vom Mississippi, welche an demselben Tage in dem nur einige Meilen entfernten Natchez den Pferderennen beigewohnt haben, die "Kajüte" als bequemen Zufluchtsort nach dem Sport erkoren. Tagesneuigkeiten besprochen und die Preise von Baumwolle und Negern abgehandelt, Unterhaltung kommt auf den texanischen Unabhängigkeits-Krieg gegen Mexiko der, 1835 beendet, noch frisch in jedermanns Gedächtnis.
Col. Cracker, anmassender, heissblütiger Vertreter der Soldateska Louisianas, macht die unvorsichtige Bemerkung, dass die Bevölkerung von Texas aus Pöbel und verdächtigen Charakteren bestehe. Äusserung findet bei denen Beifall, deren Baumwoll-Interessen durch Texas gefährdet sind, bis plötzlich Col. Morse, Cracker auffordert, Aussage zurückzunehmen. Gemüter wieder beruhigt, Col. Morse, ein Maryländer aus guter Familie, soll er zählen, wie er dazu gekommen sei, nach Texas auszuwandern und dort am Kampfe teilzunehmen.
Durch eine Anerbietung der Texas Land Companie verlockt, habe er 1000 Dollar für eine grosse Strecke Landes dort bezahlt, wofür er aber nie einen Rechtstitel erhielt, bis er sich denselben später im Kriege erkämpft. Auf einer Reise, die er unternimmt, sich das Land auszusuchen, jagt er einst einem durchgegangenen Mustang nach und verirrt sich in der grossen St. Jacinto-Prairie, deren Beschreibung durch Sealsfield berühmt ist. Der junge Morse reitet vier Tage ohne einen Bissen zu geniessen, in diesem endlosen Pflanzenmeer umher und seine fieberhaft erhitzte Einbildungskraft zaubert ihm mystische Erscheinungen vor, (die an den "Zauberwald" in Fouques Undine erinnern). Stösst auf die frische Spur eines Reitpferdes stösst, bemerkt zweite Spur, macht Entdeckung, dass er drei Tage im Kreise herumgeritten und seiner eigenen Spur gefolgt.
Sein Mustang, sich selbst überlassen und vom Durst geplagt, schlägt instinktiv Weg zum nächsten Strome ein wirft seinen Reiter in den St. Jacinto-Fluss. Morse wird von Bob, einem notorischen Mörder, gerettet, der erst kürzlich einen Mann ganz nahe an diesem Orte kaltblütig niedergeschossen und ihn unter dem Patriarchen, einem riesigen, weithin sichtbaren Baume, begraben hat. Des Ermordeten letzter Ausruf, ausgestossen in dieser Ehrfurcht gebietenden Natur, hat Bobs Gewissen wachgerufen, und er findet sich unwiderstehlich in die Nähe des Patriarchen, der ihm wie eine rächende Gottheit erscheint, gezogen. Gibt sich der Idee hin, dass, wenn er den jungen Morse vom Tode errettet, ihn der verfolgende Geist des ermordeten Mannes in Ruhe lassen würde. Deshalb gibt er sich die grösste Mühe, das rasch entfliehende Leben des jungen Mannes zu erhalten. Er bringt ihn zu der Hütte des schurkischen Johnny, wo eine Mulattin den Verhungernden sorgfältig wieder so weit zu Kraft bringt, dass er
imstande ist, Bob nach dem Alkalde, einem Amerikaner, der mexikanischer Richter in diesem Gebiete ist, zu begleiten. Bobs Wunsch ist, gehängt zu werden, um von dem Geist des Ermordeten gänzlich befreit zu sein, und seine Reue, die am nächsten Tag in der Beichte, die er dem Alkalden und in einer interessanten Hinterwalds-Gerichtsverhandlung ablegt, zu Tage tritt, ist herzzerreissend. Als sich der Alkalde und Morse allein befinden, spricht der erstere seine Meinung aus, dass Recht und Gerechtigkeit in diesem Falle, speziell für Texas, nicht zur Anwendung kommen sollte. Er ist der Meinung, dass in einem neu der Kultur erschlossenen Lande Männer wie Bob zu wertvoll seien, um einfach aus der Welt geschafft zu werden. Desperate Charaktere, sagt er, Abenteurer sind notwendig, solche, wie es die Normannen waren, als sie England eroberten. Die Normannen (der Alkalde benutzt die Normannen immer als Beispiel, um seine Meinung klarzumachen) waren nicht besser wie Bob, als sie den Grund zu dem grössten Königreich der Welt legten, und wären die Abkömmlinge der Normannen immer nur den Pfad der Tugend und Gerechtigkeit gewandelt, so wären sie jetzt gewiss nicht im Besitz der beiden Indien. Doch trotz der Parteinahme des Alkalde für Bob beschloss die Jury, dessen Wunsch zu erfüllen, und der Mörder wurde nun schleunigst nach dem "Patriarchen" gebracht, um daran aufgehängt zu werden. Alle Vorbereitungen waren getroffen und Bob hatte schon die Schlinge um den Hals, als ihn der Alkalde plötzlich festhielt, um noch eine letzte Äusserung die er noch gern rasch machen wollte, zu vernehmen. Die Mitteilung musste von grosser politischer Wichtigkeit sein, denn in wenigen Minuten waren alle Mitglieder der Jury im Galopp auseinandergestoben, um die amerikanischen Ansiedler unter Waffen zu rufen. Der Unabhängigkeitskrieg gegen Mexiko bricht nun aus. Morse tritt als Colonel in die texanische Armee und leistet seinem neuen Heimatland wichtige Dienste in der Schlacht am Salado-Fluss nahe Santa Espada und bei der Einnahme von San Antonio de Bexar. Bob ist zu einem guten Zweck gerettet, er wird ein tollkühner Soldat, der den Tod sucht, und als Kundschafter ganz unschätzbar. Der grösste Dienst, den er der texanischen Armee leistet, ist, sie zu der Schlacht gegen Santa Anna, welche den Krieg entscheidet, zu führen. Er wird in dieser Schlacht tötlich verwundet und stirbt in den Armen des Alkalden, das Gebet auf den Lippen, das so plötzlich unterbrochen wurde, als er an den "Patriarchen" gehängt werden sollte.
Die bei Kapitän Murky versammelte Gesellschaft, welche der Geschichte aufmerksam folgt, gbit die verschiedensten Urteile über die Achtungswürdigkeit eines Charakters wie Bob ab, und die Unterhaltung droht wieder einen heftigen Charakter anzunehmen, als die Erscheinung des allgemein beliebten Bankpräsidenten den Frieden wieder herstellt. Dieser erklärte die Abwesenheit des Hausherrn, der abgefahren sei, seine Tochter Alexandrine zu empfangen, die von einer Schule in Paris nach sechsjähriger Abwesenheit zurückgekommen. Der Bankpräsident gibt auch Kapitän Murkys Lebensgeschichte zum Besten. Ehemaliger Seekapitän, der den Grund zu seinem Vermögen im Kriege der südamerikanischen Republiken gegen Spanien gelegt hat, als er Schiffe befehligte, welche den Streitenden Vorräte zuführen. Der Kapitän wird als Yankee, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, dargestellt, im hohen Grade schweigsam, aber ritterlich und gütig gegen die Unterdrückten. Er rettet einst durch seine Geistesgegenwart und grosse Geschicklichkeit einen wohlbekannten Flüchtling, was ihm anfangs sehr in seiner professionellen Laufbahn schadet. Mehrere Jahre später hat der südamerikanische Patriot eine Gelegenheit, dem Yankee den geleisteten Dienst zu vergelten, als dessen Schiff von Peruvianern konfisziert wird. Der erstere, nun ein grosser General in der patriotischen Armee, verkauft des Kapitäns Schiff und Ladung für ihn zu solchen Preisen, dass Kapitän Murky auf einmal zum reichen Manne wird. Die Episode der Rettung des Flüchtlings im Hafen von Havana ist eine der fesselndsten kürzeren Skizzen Sealsfields.
Geschichte schliesst mit der sentimentalen Werbung von Colonel Morse um Kapitän Murkys Tochter Alexandrine. Er hat sie in Paris kennen gelernt und als er hört, dass sie nach Amerika zurückkehrt, folgt er ihr. Obgleich sein Onkel, der Bankpräsident, gegen die Heirat ist, gewinnt der Colonel das Herz seiner Dame wie Othello, durch seine Erzählungen von Kriegsabenteuern, und die Einwilligung zur Hochzeit wird gern von ihrem Vater, Kapitän Murky, gegeben
Cambridge [AUS 165][RS 236]
Camell, Sarah [RS 309f.]
† 1799 Ehefrau des Arztes von Ditchingham
Camp, Maxime du [AUS 402]
* Paris 1822 † ebda 1894 französischer Schriftsteller, Journalist und Fotograf.
1849 im Aufttrag Frankreichs groß angelegte Expedition den Nil entlang. Seit 1851 freier Schriftsteller.
1880 wurde Du Camp in die Académie française aufgenommen. „Les convulsions de Paris“ sein bekanntestes, „Paris, ses organes, ses fonctions et sa vie“ sein wichtigstes Buch. Darin beschreibt er das materielle und geistige Leben der Weltstadt in seinem Jahrhundert.
Campanella, Tommaso [AUS 271]
* Stilo/Kalabrien 1568 † Paris 1639 italienischer Philosoph, Dominikaner, Dichter und Politiker.
Entwirft 1602 in La città del Sole (Civitas solis, deutsch Der Sonnenstaat) die Utopie eines Gemeinwesens mit Zügen der spanischen Universalmonarchie, des Katholizismus, des Sozialismus (kein Privateigentum) und Anteilen aus der platonischen Staatsphilosophie (z. B. Weibergemeinschaft, Herrschaft der Wissenden, der Philosophen)
Campo Santo [CS 3]
Titel des postumen Bandes von 2003 "CS" von W. G. Sebald (Prosa und Essays),
zugleich Titel des 2. Prosastücks aus dem Umfeld eines mehrfach unterbrochenen Korsika-Projektes
Der Ich-Erzähler rekonstruiert die Begräbnisrituale und Totenkulte auf Korsika und durchquert jenes schattenhafte Areal, auf dem sich Lebende und Tote berühren. Schon nach wenigen Seiten entfaltet sich das verstörende Sebaldsche Vexierspiel, in dem der Erzähler an einem epischen Totengedächtnis arbeitet, und in dem sich zugleich die Toten als Gespenstererscheinung in die empirische Sichtbarkeit drängen. „CS“ ist Friedhof und heiliges Feld zugleich: literarischer Ort der Erinnerung und der magischen Momente, ein weiter, von Schatten spendenden Pflanzen umgebener Platz, auf dem Sebald den ganzen Zauber seines Schreibens entfaltet.
Candlewick [AW 224 f.]
Stoff mit Schlaufen aus weichem Garn in Mustern geschnitten und getuftet;
geht auf die Sticktechnik der Arbeiterinnen einer Kerzenfabrik zurück, die nach Feierabend mit den dicken weißen Dochten
zu sticken begannen.
Canetti, Elias[LL 131][CS S. 77]
1905 - 1994 Schriftsteller und Aphoristiker deutscher Sprache
Literatur-Nobelpreis 1981
Siehe Wiki
Canning, George[RS 301]
770 - 1827 britischer Politiker, Außenminister, Premierminister. Einer der ersten, die offen die Bezeichnung „Tory“ benutzen, treuer Anhänger Pitts.
1809 Duell mit Castlereagh, Canning nie zuvor eine Pistole abgefeuert. Verfehlt Gegner, der ihn am Oberschenkel verwundet.
In den Wahlen 1812 für Liverpool ins Unterhaus gewählt, 1816 Präsident des Kontrollrats der Ostindien-Kompanie (Board of Control), man nimmt an, er habe kurze Affäre mit Caroline, Frau des neuen Königs Georg IV. gehabt
1822 Selbstmord von Castlereagh, jetzt Marquess of Londonderry, C., ursprünglich zum Generalgouverneur von Indien ernannt, wird Nachfolger, sowohl als Außenminister als auch als Führer des Unterhauses.
Cantical [LW 22]
(altengl) = Canticle, Lobgesang
Cantley [RS 41]
Die erste Zuckerrübenraffinerie im UK von 1912. Sie verarbeitet 1.3 Mill. t Rüben pro Jahr
von über 900 Lieferanten und produziert ihre eigene Elektrizität.
Carnaval [NN 80][LW S. 52]
Op. 9 von Robert Schumann , aus kurzen Klavierstücken bestehender Zyklus (die meisten Stücke in As-Dur).
Schumann hatte sich mit Ernestine von Fricken, Adoptivtochter böhmischen Barons verlobt und vor Ablauf eines Jahres entlobt. Gleichwohl setzt er Ernestine mit „Carnaval“ 1834/1835 ein musikalisches Denkmal. Die von Frickens entstammen dem böhmischen Städtchen Asch; der Ortsname Grundlage des Zyklus. Schumann setzt die Buchstaben A-Es-C-H und As-C-H als Töne um. Im ersten Teil konsequent Tonfolge A-Es-C-H, in der zweiten Hälfte As-C-H.
Titel der Mode entsprechend französisiert „Carnaval, Scènes mignonnes sur quatre notes“
siehe auch Carnaval
Carneval [NN 80]
wohl Anspielung auf Schumanns Verlöbnis und dessen 'Carnaval' (und 'Kinderszenen') siehe Carnaval .
Carpus, Heiliger [RS S. 348]
auch Karpus oder Karpos † um 165? in Pergamon, christlicher Märtyrer und Heiliger.
In der lateinischen Überlieferung gilt er als Bischof der Stadt Iulia Gordos (heute: Gördes) in Lydien, habe den römischen Kaiserkult verweigert und sei daraufhin, gemeinsam mit seinem Diakon Papylos, seiner Schwester Agathonika, seinem Diener Agathodorus und 44 Gefährten auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Gedenktag bei den Katholiken 13. April
Carrington, Dorothy [CS 33ff]
[Auzeichnungen aus Korsika 143]
"Lady Rose", * Perrott's Brook, Gloucestershire 1910 + Ajaccio/Korsika 2002
Reiseschriftstellerin, Historikerin, a gifted travel
writer and historian who would not merely describe a place,
but would delve into the very core of a people's identity.
Unruhiges Leben: London, Oxford, Paris (bekannt mit Cocteau,
Isadora Duncan, Sarah Bernhardt, Diaghilev, Gertrude Stein), Rhodesien, Mallorca, seit 1948
Korsika. Verheiratet 1) Franz von Waldschütz, geschieden, 2) Darcy Sproul-Boulton (verstorben),
3) Sir Francis Rose (geschieden). Werke: The Traveller's Eye (1947),
anthologising British travellers and their journals; This Corsica (1962),
a superb guidebook; Granite Island (1971), definitive portait of Corsica;
Napoleon and his Parents on the Threshold of History (1988),
exploring the curious family background of the most famous Corsican;
The Dream Hunters of Corsica (1995),
examines the mysterious dark side of the Corsican psyche. W.H. Heinemann Award.
1993 Prix de la Napoleonic Society of America, Titel: "Chevalier de l’Ordre
des Arts et des Lettres" (1986). "Membre de l’Empire Britannique" (1995)
cartesisch [AUS 394]
auch kartesisch oder kartesianisch, nach Cartesius (latinisierten Name von
René Descartes): i. e. mathematischen Sinne: bezogen auf das Kartesische Koordinatensystem,
das Cartesius eingeführt hat, allgemeiner: alles Rechtwinklige
Cartier-Bresson, Henri [LL 179]
* Chanteloup-en-Brie, Frankreich 1908 † Céreste Luberon/Dép. Alpes-de-Haute-Provence 2004
französischer Fotograf, Regisseur, Schauspieler, Zeichner, Maler, Mitbegründer der Fotoagentur Magnum Photos.
Bekannt durch seine künstlerische Schwarzweißfotografie.
Entstammt wohlhabender Industriellenfamilie Studium der Malerei in Paris 1922 bis 1928 ab 1930 widmet er sich der Fotografie. Zahlreiche Reisen, Fotos in Zeitschriften und auf Ausstellungen. Regieassistent bei drei Filmen von Jean Renoir, drei eigene Dokumentarfilme „in der Überzeugung, dass er nicht die Fantasie für ein fiktives Werk“ besitze. Theorie der Fotografie: des „entscheidenden Augenblicks“ illustriert er frühzeitig in seinen Kriegsreportagen. Seine Vorgehensweise beim Fotografieren: „Man nähert sich auf leisen Sohlen, auch wenn es sich um ein Stillleben handelt. Auf Samtpfoten muss man gehen und ein scharfes Auge haben. Kein Blitzlicht, das versteht sich wohl, aus Rücksicht vor dem Licht, selbst wenn es dunkel ist. Andernfalls wird der Photograph unerträglich aggressiv. Das Handwerk hängt stark von den Beziehungen ab, die man mit den Menschen herstellen kann. Ein Wort kann alles verderben, alle verkrampfen und machen dicht.“
1940 drei Jahre in deutscher Kriegsgefangenschaft. Nach zwei gescheiterten Fluchtversuchen gelingt es ihm, sich nach Paris durchzuschlagen. Dort einer Gruppe von Fotografen der französischen Résistance angeschlossen, die Zeit der deutschen Besatzung und den deutschen Rückzug in Bildern festhielt.
1972 beendet Cartier-Bresson das professionelle Fotografieren, widmet sich intensiv der Zeichenkunst.
Carton House [RS 260]
eines der größten irischen Schlösser, früher Sitz der Earls of Kildare and Dukes of Leinster, 23 km westlich
Dublins in Maynooth, County Kildare. Bis in die frühen 1920er Jahre gehörte es dem Clan der FitzGeralds;
1923 soll eine örtliche Einheit der IRA nach Carton gekommen sein, um es niederzubrennen.
Sie wurden davon abgebracht, als ein Mitgied der FitzGeralds ein großes Gemälde von
Lord Edward FitzGerald an die Tür brachte und erklärte, dass sie das Haus eines geachteten irischen
Partiroten anzünden würden.
Ronald Nall-Cain aus Hertfordshire, England, kauft es 1949, seit 2000 Golf-Hotel
Caruso, Enrico [CS 233]
1873 bis 1921, italienischer Opernsänger, berühmtester Tenor der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts,
gilt - neben Fjodor Schaljapin - als bedeutendste Figur der Opernwelt. Bis heute "Caruso" Synonym für "Sänger"
Casa Abellita [RS 322]
In seinem Vorwort zum Musæum Clausum erwähnt Browne u. a. ein Musaeum Aldrovandi, das Calceolarianum, die Casa Abellita in Loretto, den Kaiser von Wien...
1665 erscheint in Ancona La Santa Casa Abellita von Silvio Seragli, wo sich auch eine Beschreibung der Änderungen des Heiligen Hauses von Loreto aus dem 16. Jahrhundert findet. In späteren Auflagen findet sich ein Grundriss.
Der Titel der Neuauflage 1668 lautet: Casa Santa. La Sancta Casa abellita del Sig. Cap. Silvio Serragli
da Pietra Santa di Toscana, 8vo. Ancona
Casa Bonaparte [Aufzeichnungen aus Korsika 148f]
Casa Bonaparte (Maison Bonaparte) in Ajaccio/Korsika,
Stammsitz der Bonaparte-Familie, von 1682 bis 1923 in deren Besitz
Stammbaum der Familie Bonaparte:
Casa Bovara [SG 14]
[Auf ungeheuer dünnem Eis 228]
Palazzo Bovara in Mailand
Casamacciolo [Aufzeichnungen aus Korsika 143]
Casamaccioli, Dorf auf Korsika, Gemeinde Niolu, ca. 100 Einw.
Kirche A Santa di u Niolu, Kirche der Geburt der Jungfrau Maria,
Wallfahrt am 8. September, Hunderte von Pilgern kommen,
um die Statue der Jungfrau Mariazu verehren.
Nach der Legende soll ein Kapitän im Sturm die Jungfrau Maria um
ein Zeichen gebeten haben, um sein Boot zu retten
Casanova, Giacomo [SG 66ff] [AUS 288]
[CS 134]
Giacomo Girolamo Casanova, * Venedig 1725 † Dux 1798, berühmter italienischer Abenteurer, Name Synonym
für Kunst der Verführung.
Auf sein (mit dem Edlen von Schonfeld) Leipzig 1787 erschienenes Werk bezieht sich Sebald:
Histoire de ma fuite des prisons de la République de Venise qu’on appelle les Plombs. Ecrite à Dux en Bohème
l’année 1787
Er erlebt die Hinrichtung Damiens
mit (während der sein Freund mit seiner Tante Geschlechtsverkehr ausübt - nicht, wie - Sebald schreibt -
Casanova einer Dame unter den Rock greift).
Seinen Altersruhesitz und seine Ruhe (?) findet Casanova 1785 als Bibliothekar des böhmischen Grafen Waldstein.
Auf Schloss Dux beginnt er 1790 mit der
Niederschrift seiner Memoiren, die über den Zeitraum von seiner Geburt bis 1774 berichten. Casanova verbringt
als Schlossbibliothekar 13 Jahre in Dux bis zu seinem Tod.
zu Icosameron siehe
Höspiel "Casanova in Dux" -->
Casanova, Jean [Aufzeichnungen aus Korsika 137]
1914 - 1944 Sanitäter, geboren in Piana, STO-Verweigerer (Service de Travail Obligatoire,
1942 von Vichy eingeführte Dienstverpflichtung vor allem für Facharbeiter und Eisenbahner, fast 600.000
Personen zwangsweise nach Deutschland verbracht, ca. 250.000 umgekommen), verhaftet im Juni 1943
im Maquis d'Arlanc (südlich Clermont-Ferrand), beteiligt am – gescheiterten –
Massenausbruch aus Zuchthaus Eysses, im Juni 1944 von Compiègne in KZ Dachau deportiert,
von dort in KZ Flossenbürg
,
wo er im November 1944 im Außenlager Hersbruck stirbt.
Gedenktafel in Piana
Casella [LL 154f]
Als die Franzosen 1768 nach Nonza auf Cap Corse/Korsika kommen, vermuten sie,
dass 200 Anhänger Paolis sich im in zinnenbewehrten Genueserturm versteckt halten.
Tatsächlich hat sich aber nur der alte Capitano Casella, ein Hauptmann von Pasquale Paoli, hier verschanzt.
Trickreich feuert er mittels eines Bindfadensystems gleichzeitig aus allen Gewehren und flößt den
1.200 französischen Soldaten gehörigen Respekt ein. Er verhandelt mit den Franzosen, die ihm versichern,
dass er und sein Heer mit kriegerischen Ehren zu Paolis Hauptquartier geleitet werden.
Casella ist einverstanden, ergibt sich und verlässt unter den Augen der verdutzten Franzosen als einziger den Turm.
Casement, Sir Roger David [RS 6, 125ff, 154ff]
* Sandycove 1864 † London 1916
Britischer Diplomat und irischer Nationalist. Von den Briten als Verräter, von den Iren als Nationalheld angesehen
vgl. auch Mario Vargas Llosas Roman „Der Traum des Kelten“
Cassini , Giovanni Domenico [AUS 152]
[RS Titel]
* Perinaldo nahe Nizza, Italien 1625 † Paris 1712
auch Jean-Dominique Cassini I. franz. Astronom und Mathematiker italienischer Herkunft.
Ausdauernden, sehr genauen Beobachter des Himmels. Entdeckt weitere Saturn-Monde erstmals die Lücke im Saturnring 'Cassinische Teilung'. Erkennt, dass der Mond dem Saturn immer dieselbe Seite zeigt.
Für den Mondumlauf formuliert er drei Cassinische Gesetze.
Cassino [LK 131]
Stadt in der italienischen Provinz Frosinone/Region Latium 131 km südöstlich von Rom im Tal des Liri, am Fuße des Berges Montecassino, auf dem Benedikt von Nursia seine berühmte Benediktinerabtei erbaute. Seine Stadtteile sind Caira und Montecassino im Massiv des Monte Cairo sowie San Cesareo, Sant'Angelo in Theodice, Sant'Antonio, San Pasquale und San Michele, die in der Ebene liegen. 1944 bei der Schlacht um Monte Cassino durch die alliierten Bombardierungen vollständig zerstört, in vielen Ländern Cassino Synonym für die Sinnlosigkeit des Krieges, der Wiederaufbau des Klosters Mahnmal gegen den Krieg und für den Frieden
Cassiopeia [AUS 165] [LW 54]
Sternbild, zirkumpolar. Fünf Hauptsterne bilden markantes W, daher "Himmels-W" genannt. Die Spitze in der Mitte des W deutet auf Polarstern; beim östlichsten Stern ß Cassiopeiae (Caph) verläuft der „Nullmeridian“ des Himmels.
Castle, Eduard [UH 17]
1875 - 1959 österreichischer Literaturhistoriker und Theaterwissenschaftler.
1943, veröff. 1952: Der große Unbekannte. Das Leben von Charles Sealsfield.
Catharina von Siena [RS 7, 264]
Katharina von Siena * Siena 1347 † Rom 1380 italienische Mystikerin, Jungfrau und Kirchenlehrerin.
siehe
Zu dem Fragment von Lenz siehe
Cayugasee [AW 157]
Der Cayuga Lake gehört zur Seengruppe der Finger Lakes im US-Bundesstaat New York,
Durchschnittsbreite 2,8 km und bis zu 132 Meter tief, entstanden als Moränensee am Ende der letzten Eiszeit.
Stadt Ithaca am südlichen Ende des Sees. Das offizielle Lied der Universität,
'Far Above Cayuga's Waters', besingt die Lage am See.
cellula memorialis [Unerzählt 47]
Begriff antiker bzw. arabischer Vorstellungen zum Seh-Sinn.
Die c.m. stellt die 3. Kammer des Gehirns dar: Dort bewahrt es die in Urteile umgewandelten Bilder als Erinnerung.
Das Klima dieser Kammer ist winterlich, da in dieser Jahreszeit alles pflanzliche Leben
als Samen in der Erde bewahrt wird. Dementsprechend kalt und trocken ist das Klima
dieser Kammer, siehe auch "Aus dem Vorderschiff"
Celan, Paul [CS 70]
1920 - 1970 aus einer deutschsprachigen jüdischen Familie Nordrumäniens (Bukowina) stammend,
ursprünglich Paul Antschel, später rumänisiert Ancel, woraus das Anagramm Celan wird,
deutschsprachiger Lyriker
Cenami, Giovanna [LL 187]
siehe bei Arnolfini
Centraal Station Antwerpen [AUS 8ff]
siehe Zentralbahnof Antwerpen
Cervus elaphus corsicanus [CS 43]
lat: Korsischer oder Tyrrhenischer Rothirsch, Unterart des Rothirsches (Cervus elaphus), der sich unter den Hirscharten
durch ein besonders großes und weitverzweigtes Geweih auszeichnet, was ihn als Jagdbeute begehrt macht. Rothirsch eine der größeren Hirscharten, zwischen den Unterarten erhebliche Unterschiede bezüglich der Körpergröße. Besonders kleinwüchsige Hirsche auf Sardinien und Korsika - dort nur ein Gewicht bis zu 80kg (in Brandenburg bis 170 kg). Auf Sardinien noch etwa 200 Tiere, durch Habitatzerstörung und Jagd bedroht, auf Korsika ganz ausgestorben, inzwischen werden Hirsche von Sardinien eingeführt. IUCN: "stark gefährdet."
Cessna [AUS 164]
bekannteste Flugzeugserie für Privat- und Geschäftsflugzeuge.
Cessna Aircraft Company (gegründet 1927, von Clyde Vernon Cessna) mit Hauptsitz in Wichita, Kansas, baut ein- und zweimotorige kleine Propeller-Flugzeuge, seit 1965 Geschäftsflugzeuge
Cevennen [RS 15]
Gebirgsregion im Süden Frankreichs, südlicher Ausläufer des Zentralmassivs (franz. Mittelgebirge). Mont Lozère (1699 m) höchster Berg, Mont Aigoual (1567 m) der bekannteste Gipfel. Robert Louis Stevenson setzte der Gegend ein literarisches Denkmal: "Eine Reise mit dem Esel durch die Cevennen" 1879
Das Chagrinleder [CS 221f.]
siehe frz. La Peau de chagrin , ein Roman von Honoré de Balzac
Chamisso, Adelbert von [NN 52]
* Schloss Boncourt bei Châlons-en-Champagne, Frankreich 1781 † Berlin 1838, deutscher Naturforscher und Dichter.
Zur "Romanzoffischen Entdeckungs-Expedition"
Chapdelaine, August [RS 172]
* La Rochelle 1814, † in Silinkien/China 1856. Kath. Missionar. 1852 für die chinesische Mission in den Provinzen Kwantung und Kwangsi bestimmt. Dringt in sein Missionsgebiet vor, kommt nicht weit, überfallen und ausgeplündert. In der Provinz Kwangsi Kern einer neuen Christengemeinde . 1885 beginnt eigentliche Missionsarbeit. 1856 gefangengenommen, der Anstiftung zum Aufruhr angeklagt. 300 Schläge auf Fußsohlen und 300 Schläge mit dem Bambusrohr, zum Tode verurteilt, stirbt. Enthauptet, Leichnam den Tieren preisgegeben. Sein Tod dient als Anlass für 2. Opiumkrieg
Chaplinheftchen [AUS 249]
Vermarktung von Chaplins Popularität erreicht 1915 ihren ersten Höhepunkt: Chaplin-Puppen, Zeitungscomics und Lieder über den kleinen Tramp.
Character indelibilis [CS. 156]
indelibilis(lat.) = unvertilgbar. Character indelibilis, in der katholischen Theologie: Merkmal (»Siegel«), das durch die Sakramente der Taufe, Firmung und Ordination (Weihe) dem Empfänger unauslöschlich aufgeprägt wird.
Charente [AW 9]
Das Département liegt in der Region Poitou-Charentes im Westen Frankreichs, benannt nach dem Fluss Charente
Charlottenstraße [RS 13]
siehe Kafkas Die Verwandlung
Charon [CS 129]
(griech. grimmiger Weißer) der düstere greise Fährmann, der die Toten für einen Obolus (Münze) über den Totenfluss Acheron (auch Lethe oder Styx genannt) ins Reich des Totengottes Hades setzt (griechische Mythologie)
Chassé, David Hendrik [AUS 25]
* Tiel im Gelderland 1765 † Breda 1849 Baron, niederländischer General, zeichnet sich bei der Belagerung Würzburgs und 1799 bei der englisch-russischen Landung in Nordholland aus, tut sich 1812-13 im spanischen Krieg hervor, wegen seiner Vorliebe für Bajonettangriffe "General Bajonett“ Generalleutnant in der niederländische Armee, Schlacht bei Waterloo. An der Spitze des vierten großen Militärkommandos zu Antwerpen. In der belgischen Revolution bekannt durch das brutale Bombardement Antwerpens (27. Oktober 1830) und die hartnäckige Verteidigung der Zitadelle selbst (Ende 1832), den Franzosen als Geisel übergeben, kehrt er 1833 in sein Vaterland zurück
Chateaubriand, François-René, Vicomte de [UH 28][RS 7, 297ff, 312][Auf ungeheuer dünnem Eis 72]
* Saint-Malo 1768 † Paris 1848 französischer Schriftsteller, Politiker und Diplomat, Begründer der Romantik in Frankreich
Aufgewachsen auf Schloss Combourg/Bretagne, jüngstes von 10 Kindern einer provinzadeligen Familie.
1786 Leutnant in einem Regiment unweit von Paris, Zutritt zu Salons in Paris, erste literarische Versuche.
Verfolgt Anfänge der Revolution von 1789 mit Sympathie, dann unzufrieden mit der Radikalisierung. 1791 Reise nach Amerika
( 9 Monate). Erkundet ehemals französischen Gebiete am Mississippi, deren Weite und noch fast unberührte Schönheit ihn beeindrucken,
deren indianische Ureinwohner ihn deprimieren (weil sie durch ihre Kontakte mit Europäern sich selber entfremdet und keine „guten Wilden“
(„bons sauvages“) mehr waren). Heirat 1792 junge Adelige, die er sofort verlässt, schließt sich der Armée des émigrés an,
einer überwiegend aus geflüchteten französischen Adeligen bestehenden Truppe, die an der Seite Österreichs und Preußens gegen
das revolutionäre Frankreich kämpft, um König Ludwig XVI. und die Monarchie wieder in ihre absoluten Rechte einzusetzen.
Verwundet, lässt sich in London nieder, Französischlehrer und Übersetzer, Schriftsteller.
Folgt 1800 Aufruf Napoleons, nach Frankreich zurückzukehren, Karriere als hoher Beamter.
Zwei längere Erzählungen, Atala (erstmals separat schon 1801 gedruckt) und René, die zu Kultbüchern einer ganzen Generation werden.
Atala, die tragische Geschichte einer jungen Halbindianerin, die den Konflikt zwischen ihrer Liebe und der Keuschheit,
die sie ihrer frommen französischen Mutter gelobt hat, durch den Freitod löst,
wurde vor allem durch die eingestreuten stimmungsvollen Naturschilderungen vorbildhaft.
René kreiert in der Figur des Titelhelden den Typ des vom „mal du siècle“, dem „Weltschmerz“, zerrissenen
romantischen Künstlers und Intellektuellen – ein Typ, der dann jahrzehntelang die europäische Literatur bevölkert.
Botschafter in Stockholm, Berlin und London. 1823/24 kurzzeitig Außenminister, erneut Botschafter in Rom.
Rückzug aus der Politik, verfasst allerlei Historisches, darunter 1831 einen Band Études historiques,
1836 einen zweibändigen Essai sur la littérature anglaise, 1838 eine zweibändige Geschichte des Kongresses von Verona.
Vor allem aber redigierte er, quasi aus der Distanz eines schon „jenseits des Grabes“ Befindlichen,
seine Erinnerungen aus fünf Jahrzehnten tiefer politischer Umbrüche: die umfangreichen Mémoires d'outre-tombe,
die er jedoch zur postumen Veröffentlichung bestimmt.
Werke: Essai sur les révolutions (1797), Atala (1801), Le Génie du christianisme (1802),
René (1802), Les martyrs (1804), Itinéraire de Paris à Jérusalem (1811), De Buonaparte et des Bourbons (1814),
Vie de Rancé (1844), Mémoires d'outre-tombe (1848) Deutsch: Erinnerungen von jenseits des Grabes: Meine Jugend.
Mein Leben als Soldat und als Reisender (1768 - 1800)
Siehe auch
* Sheffield 1940 † Nizza 1989 britischer Schriftsteller.
In den Kriegsjahren reist Mutter mit ihm durch große Teile Englands, um bei Freunden und Verwandten vor deutschen Luftangriffen Unterschlupf
zu finden. Plant Architekturstudium, arbeitet als Botenjunge für das Auktionshaus Sotheby’s. Vier Jahre später Direktor
der Abteilung für impressionistische Kunst. Vorgeblich wegen Augenleidens Stelle aufgegeben, Sudanreise.
1 Jahr Archäologiestudium Edinburgh, 1973 Mitarbeiter der Sunday Times, zunächst Berater für Kunst.
Bald vielfältige Themen, reist für Interviews und Berichte durch die Welt. Dezember 1974 kündigt er dort,
angeblich mit dem Telegramm: „Für vier Monate fort nach Patagonien“.
Halbjährige Patagonien-Reise, um den Brontosaurus zu suchen.
Hier wird ihm klar, dass Erzählen und Schreiben die angemessene Beschäftigung. Bereist Australien,
setzt sich mit Kultur der Aborigines auseinander.
"In Patagonien" und "Traumpfade" Bestseller. Romane "Auf dem schwarzen Berg" und "Der Vizekönig von Ouidah"
verfilmt (letzterer "Cobra Verde" Regisseur Werner Herzog mit Klaus Kinski). "Utz", sein letzter Held, der triebhafte Sammler Utz,
zerschlägt am Ende seine Porzellansammlung und überlässt sie der Prager Müllabfuhr.
Er will nicht mehr den Liebesersatz. Mit den Scherben gibt er auch seine wechselnden Gespielinnen auf und heiratet seine Haushälterin,
die seit Jahren auf ihn hofft. Er macht sie zur Baronin von Utz. Märchenstoff, von Chatwin wie eine Reportage erzählt.
(vgl hierzu das von Sebald erwähnte Fernsehinterview
)
1964 Heirat mit Amerikanerin Elizabeth Chanler. Bisexuell, wechselnde Affären mit teils prominenten Liebhabern.
1986 AIDS, woran er stirbt. Asche Peloponnes (Mani) beigesetzt.
vgl. S. 218 oben!
Cheder [AW 31]
das hebräische Wort für Zimmer. Bezeichnung für die traditionellen, religiös geprägten Schulen, wie sie im westeuropäischen Judentum bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, und im osteuropäischen Judentum bis zum Holocaust üblich waren. Der Unterricht im Cheder fand im Haus des Lehrers statt, der von der jüdischen Gemeinde bzw. einer Gruppe von Eltern finanziert wurde.
Cheng [RS 178]
Chinesischer Prinz, siehe bei Cixi .
Chengde [RS 173]
Chengde/Jehol Stadt in China
Chicagoer Art Institute [NNe 16]
Art Institute of Chicago, 111 South Michigan Avenue in Chicago, Illinois, (USA), 1866 gegründetes Kunstmuseum und Kunsthochschule.
Entstanden auf Initiative wohlhabender Bürger, die eigene Sammlungen stifteten oder Fonds zum Ankauf von Kunstwerken einrichteten.
Universelles Kunstmuseum mit einem Bestand von 300.000 Kunst- und Kulturwerken aus fünf Jahrtausenden, die in dem großen Gebäudekomplex untergebracht sind, aber nur zu einem kleinen Teil in der Schausammlung gezeigt werden. Die Sammlung wird thematisch und räumlich geordnet auf zwei Stockwerken, in sogenannten buildings präsentiert, die meist nach den Sponsoren benannt sind.
Hier das Selbstbildnis des Unbekannten .
Chiesa Sant' Anastasia [Schwindel.Gefühle 88ff.]
in Verona.
Die Basilika Sant'Anastasia bedeutendstes religiöses Monument gotischen Stils in Verona.
Begonnen um 1290, Bau nimmt mehr als 100 Jahre Anspruch, unter der Obhut der Skaligerfürsten realisiert.
Die Kirche in unmittelbarer Nähe der ‘Piazza dei Signori’, wo die Della Scala ihre Wohnresidenzen hatten.
Anzunehmen, dass Sant’Anastasia offizielle Kirche des Fürstenhofes war.
Dreischiffige Kirche mit Kreuzgewölben in italienischem gotischen Stil, fünf polygonale Apsiden auf.
1878-1881 restauriert.
Unvollendete Fassade mit Doppelportal aus vielfarbigen Marmorsteinen, Reliefs und Fresken;
auf der linken Seite thront der Sarkophag von Guglielmo di Castelbarco. Die Mauer bis zum Portal
geht auf die Epoche von Castelbarco (1315-1320) zurück, ebenso die Aussenmauern.
Die Marmorplatten im Renaissancestil aus dem XV. Jahrhundert erzählen die Leidensgeschichte des Heiligen Petrus:
nach den napoleonischen Ausraubungen nur zwei zurückgeblieben.
Das Innere: zwölf riesige Säulen aus weissem Marmor, von gotischen Kapitellen geziert,
aufgegliedert in drei durch Kreuzgewölbe vereinte Kirchenschiffe.
Grundriss lateinisches Kreuz mit grosser Apsis, von vier Kapellen umgrenzt.
Im rechten Teil des Kirchenschiffes hinter dem Taufbecken und dem Grabstein
mit der Büste des Dichters Bartolomeo Lorenzi, 16 reizvolle Kapellen mit Altären von Pietro da Porlezza,
Danese, Cattaneo, Michele da Firenze, Liberale da Verona, Giolfino.
Hochgebautes, im Chorraum eingemauerte Grabmal von Cortesia di Serego, gegenüber dem Gemälde des
Gottesurteils Giudizio von Turone. Über der Pellegrini-Kapelle
die berühmte Freskenmalerei von Pisanello San Giorgio e la principessa.
Kirchturm ragt vom Hauptaltar aus gesehen schlank über der letzten Kapelle links empor,
im Stil frühes XV. Jahrhundert auf.
siehe auch bei Pisanello .
Chimäre [RS 303]
gr. Chímaira "die Ziege" Mischwesen der griechischen Mythologie. Begriff später auf alle Mischwesen ausgedehnt.
Nach Hesiod Tochter der Ungeheuer Echidna und Typhon, Geschwister Hydra, Kerberos, Sphinx und Orthos, sie lebt bei Olympos in Lykien, wo sie Mensch und Tier bedroht; dort treten seit Urzeiten als seltenes Naturphänomen Gase aus dem steinigen Boden aus, die sich entzünden.
Homer beschreibt die C. als feuerspeiendes Mischwesen mit drei Köpfen: Löwen, Ziege, Schlange oder Drachen.
Chinesischer Pavillon [RS 51, 206]
Tradtioneller Bestandteil chinesischer Gartenarchitktur: Überdachte Konstruktionen
ohne umgebende Wände, häufig innerhalb von Tempelanlagen, aber nicht nur dort, bieten
sie schattige Plätze zum Ausruhen in Parks und Gärten, erstes Schriftzeichen für Pavillon
stammt aus der Zeit etwa 700 v. Chr. Während der Han-Dynastie (ca. 200 n. Chr.)
dienen sie als Wachtürme und Kommunalverwaltungen. Ab 600 verlagert sich die praktische Funktion des Pavillons (freie Beobachtung nach allen Seiten) zur ästhetischen.
In Europa in zahlreichen historischen Parkanlagen: von Europäern für Europäer gebaut, als Rokokophantasien über ein imaginäres China. Mit China selbst und seiner Architektur haben die meist rundförmigen Tempelchen so gut wie nichts gemein. (Ausnahme: der Chinesische Pavillon im Stadtteil „Weißer Hirsch“ bei Dresden: das einzige wirklich originale Gebäude aus dem kaiserlichen China)
Chinesischer Pavillon im Eibenlabyrinth von Somerleyton;
siehe auch
Chipmunk [AUS 160]
de Havilland Canada DHC-1 Chipmunk („Streifenhörnchen“), zweisitziges Schulflugzeug von 1946, Standard-Schulflugzeug des britischen Militärs in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, 108 kW (145 PS) de Havilland Gipsy Major 1C-Motor. Gutmütige Kunstflugeigenschaften, Standardtrainer der Royal Air Force (RAF) Prinz Philip bekommt 1952 seine ersten Flugstunden auf einer Chipmunk
Chiusa [Aufzeichnungen aus Korsika S. 141]
Dorf auf Korsika
Chopin, Frédéric [LW 96f]
* 1810 Zelazowa Wola (nahe Warschau)/Polen † Paris 1849
Polnischer Komponist, Pianist und Pädagoge. Einflussreichster und beliebtester Klavierkomponist des 19. Jhrh. und bedeutendste Persönlichkeit in der Musikgeschichte Polens. Wunderkind, mit 7 Jahren beginnt Pinanistenkarriere. Musikstudiuim. Warschau, Wien, Übersiedlung nach Paris. Konzerttätigkeit, aufwändiger Lebensstil. Bekanntschaft mit Alfred de Musset, Honoré de Balzac, Heinrich Heine und Adam Mickiewicz, Eugène Delacroix, Franz Liszt, Ferdinand Hiller und Auguste Franchomme sowie George Sand. Weiter Felix Mendelssohn Bartholdy, Clara Wieck und Robert Schumann sowie Adolph von Henselt. 1835 im Sommer Karlsbad, Reise nach Dresden, lernt Maria Wodzinska (16 Jahre) kennen. 1836 Aufenthalt in Marienbad, Treffen mit Maria und deren Familie, heimliche Verlobung, Rückreise über Leipzig, Treffen mit Robert Schumann. 1837 Auflösung der Verlobung. Lebenskrise. Ihn tröstet in einer 10 Jahre dauernden Beziehung die ältere George Sand, der eine ganze Reihe zumeist jüngere Männer regelrecht verfielen. 1838 Übersiedlung nach Valldemossa/Mallorca. Tbc, Halluzinationen. 3 Monate später Rückkehr nach Paris. Komponiert. Reise nach Großbritannien, um der Revolution zu entgehen. Tod durch Tuberkulose.
Siehe auch Moja Bieda
Chorioretinopathie [AUS 55]
Bei der zentralserösen Chorioretinopathie tritt Flüssigkeit
in den subretinalen Raum zwischen retinalem Pigmentepithel und Photorezeptorenschicht der Netzhaut.
Erkrankung manifiestiert sich zumeist zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr, bei Männern häufiger, Zusammenhang mit Stressfaktoren und „Typ-A-Persönlichkeiten" wird angenommen. Patienten beklagen einen einseitigen Visusverlust und relatives Zentralskotom.
Choteksche Anlagen [AUS 227]
Chotek-Park, erste öffentliche Parkanlage in Prag. Graf Karel Chotek, 1826-1843 oberster Burggraf des Königreichs Böhmen, läßt die ehemaligen Weinberge verschönern, es entsteht Garten neuen Typs, sog. Volksgarten. Denkmal des tschechischen Dichters und Schriftstellers Julius Zeyer.
Aus Kafkas Tagebuch: 14. (März 1915) Ein Vormittag: bis 1/2 12 im Bett. Durcheinander von Gedanken das sich langsam bildet und in unglaubwürdiger Weise festigt. Nachmittag gelesen (Gogol, Aufsatz über Lyrik) abend Spaziergang zum Teil mit den haltbaren aber nicht vertrauenswürdigen Gedanken vom Vormittag. In den Chotekanlagen gesessen. Schönster Ort in Prag. Vögel sangen, das Schloß mit der Galerie, die alten Bäume mit vorjährigem Laub behängt, das Halbdunkel. Später kam Ottla mit D.
23. III 15 Unfahig eine Zeile zu schreiben. Das Wohlbehagen mit dem ich gestern in den Chotekschen Anlagen und heute auf dem Karlsplatz mit Strindberg "Am offenen Meer" gesessen bin. Das Wohlbehagen heute im Zimmer. Hohl wie eine Muschel am Strand, bereit durch einen Fußtritt zermalmt zu werden
5. V (1915) Nichts, dumpfer leicht schmerzender Kopf. Nachmittag Choteksche Anlagen, Strindberg gelesen, der mich nährt.
Christophorus [NN 9]
Heiliger des Christentums .
Einer der vierzehn Nothelfer
Churfirsten [NN 90]
Bergkette im Kanton St. Gallen in der Schweiz. Die 7 Churfirsten: Selun 2.205 m, Frümsel 2.263 m, Brisi 2.279 m, Zuestoll 2.235 m, Schibenstoll 2.234 m, Hinterrugg 2.306 m und Chäserrugg 2.262 m. Der Name leitet sich ab von den sieben Kurfürsten des Heiligen Römisch-Deutschen Reiches, an die die Bergkette mit der „kollegialen Formation“ erinnert.
Cioran, Emil [CS S. 157]
französisch auch Emil M. Cioran * Rasinari (Städterdorf) bei Sibiu (Hermannstadt), heute Rumänien 1911 † Paris 1995 Philosoph, bekannter misanthropischer Aphoristiker des 20. Jahrhundert 1933 bis 1935 berichtet er aus Deutschland enthusiastisch in Zeitungsartikeln über die politische Entwicklung. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs Sympathisant der Eisernen Garde, faschistische Organisation in Rumänien und Bewunderer Hitlers, des NS-Regimes und seines Antisemitismus. 1937 nach Paris. Pessimistische, desillusionierende Aphorismen und Essays. Stark von Nietzsche und Buddhismus beeinflusst. Sein Nihilismus: Ideologie des durch die Geschichte Belehrten, welcher seine menschenverachtend anmutenden Grundansätze nun zunehmend auf sich selbst bezieht.
Citoyen [LL 100]
von (frz. citoyen, Ableitungsform von cité ‚Stadt‘, lat. civitas ‚Bürgerschaft‘, ‚Staat‘): Bürger bzw. Staatsbürger, der in der Tradition und im Geist der Aufklärung aktiv und eigenverantwortlich am Gemeinwesen teilnimmt und es mitgestaltet.
Selbstverständnis basiert auf den Werten der Französischen Revolution von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.
Bezeichnung Citoyen für Bürger ist zu unterscheiden von Bourgeois. Entscheidend geprägt hat diese Begriffe und ihre Unterscheidung Jean-Jacques Rousseau: Le citoyen est un être éminemment politique (la cité) qui exprime non pas son intérêt individuel mais l’intérêt général. Cet intérêt général ne se résume pas à la somme des volontés particulières mais la dépasse.
(Der Citoyen ist ein höchst politisches Wesen, das nicht sein individuelles Interesse, sondern das gemeinsame Interesse ausdrückt. Dieses gemeinsame Interesse beschränkt sich nicht auf die Summe der einzelnen Willensäußerungen, sondern geht über sie hinaus. - Le contrat social) Der wahre Sinn dieses Wortes ist bei den Neueren fast völlig verschwunden; die meisten verwechseln Stadt (Ville) und Polis (Cité), Städter (Bourgeois) und Bürger (Citoyen).
Cittadini, Pier Francesco [CS 8]
Pierfrancesco Cittadini * Mailand 1616 oder 1619 + Bologna 1681, genannt "Il Milanese", italienischer Barockmaler, tätig vor allem in Bologna, reichhaltige Stillleben.
Civitavecchia [SG 13]
Cíxi [RS 177ff]
oder Tz'u-hsi, * 1835 † 1908 eine der Nebenfrauen des Kaisers von China, Xianfeng aus der der Qing-Dynastie.
Einflussreichste Persönlichkeit der zu Ende gehenden Kaiserzeit. Führt 1861 bis 1872 Regentschaft für ihren Sohn,
den minderjährigen Kaiser Tongzhi ,
und von 1875 bis 1889 für ihren Neffen, den minderjährigen Kaiser Guangxu . Karriere mit Morden, sexuellen Perversionen und Intrigen in Verbindung gebracht.
Maßgeblich hierfür die 1910 erschienene Biographie von Edmund Backhouse und John Bland, die sie als niederträchtige
und degenerierte Persönlichkeit schildern. In den 1970er deren chinesische und Mandschu-Quellen als Fälschungen erwiesen.
Die moderne Geschichtsschreibung zeichnet deutlich nüchterneres Bild: Weil Cixi während kurzen Zeit, in der der Kaiser an
ihr Interesse fand, schwanger wurde und dann den einzigen Sohn des Kaisers gebar, war sie in der Lage, innerhalb der
Palasthierarchie aufzusteigen. Nach der Macht griff sie, als Nachfolgestreitigkeiten nach dem Tod des Kaisers sowohl
das Leben ihres Sohnes als auch ihr eigenes in Gefahr brachten.
Über Herkunft wenig bekannt. Der Harem des chinesischen Kaisers im 19. Jht setzt sich aus einer Kaiserin,
zwei Gemahlinnen und elf Konkubinen zusammen, die auch unterschiedliche Ränge haben. Die Auswahl
nicht durch den amtierenden Kaiser, sondern in der Regel durch die Witwe des vorherigen Kaisers. Kriterien:
Gesundheit, Umgangsformen, emotionale Ausgeglichenheit, Grundkenntnisse des Chinesisch und der Mandschu-Sprache
sowie Horoskopauswertung, keine unregelmäßigen Zähne oder langen Hals.
Cixi bringt am 27. April 1856 auf der Phönix-Insel im Kunming See, der traditionellen Geburtsstätte der kaiserlichen Familie,
ihren Sohn Zaichun, den späteren Kaiser Tongzhi zur Welt.
Der damit verbundene Aufstieg innerhalb der Palasthierarchie bedeutet großzügigere Gemächer.
Dort verbrngt Cixi ihre Zeit damit, zu sticken, mit den Pekinesen zu spielen, sich in der traditionellen chinesischen
Malerei zu üben oder den Gelehrten der Hanlin-Akademie zuzuhören, die den Haremsangehörigen als
Hauslehrer zur Verfügung stehen. Aquarelle belegen ihr Begabung als Amateurmalerin.
1860, im 2. Opiumkrieg
dringen Briten bis nach Peking vor, plündern den Sommerpalast, brennen ihn nieder.
Hofstaat hatte überstürzt den Sommerpalast verlassen, flieht zu dem in der Nähe der
Chinesischen Mauer gelegenen großen Jagdpalast Jehol (heute Chengde ). Zu den Fliehenden zählen die Prinzen
Yi, Cheng und Su-shun und insgesamt 6.000 Eunuchen.
In Peking blieb Xianfengs Halbbruder Prinz Gong zurück, der mit den westlichen Alliierten verhandeln sollte.
Kaiser Xianfeng sucht vorrangig Ablenkung in Trinkgelagen mit Mitgliedern der konservativen Achterbande um den Hofbeamten Sushun sowie seiner Favoritin Lifei, begleitet von zunehmendem geistigen und körperlichen Verfall. Cixi wird eines Nachts Augenzeugin, wie der einflussreiche Hofbeamte Sushun sich auf dem kaiserlichen Thron niederläßt und sich von seinem Obereunuchen eine Mahlzeit auf kaiserlichem Porzellan servieren läßt, extremer Verstoß gegen die Etikette des kaiserlichen Hofes, dass Sushun sein Leben riskiert, starkes Indiz, dass er wahrscheinlich plante, nach dem Tod des Kaisers entweder sich selbst zum Kaiser auszurufen oder hinter einem Marionettenherrscher als Regent die Macht auszuüben. Für Cixi bedeutete das Bedrohung sowohl des Lebens des Sohnes als auch ihres eigenen. Ende August 1861 war des Kaisers Zustand kritisch. Mit dem versammelten Hofstaat als Zeugen bestimmt der Kaiser wenige Minuten vor seinem Tod seinen Sohn als Nachfolger und die Kaiserinwitwe Ci’an sowie Cixi als Regentinnen. Wichtigen Unterstützer für die beiden Kaiserinwitwen Prinz Gong , Halbbruder des Kaisers.
Nach der Beisetzung des Kaisers siegeln die Kaiserinwitwen ein Dekret im Namen des kindlichen Kaisers,
das die Verhaftung der Mitglieder des Regentschaftsrates anordnet und
das Ernennungsdekret des Regentschaftsrats zur Fälschung erklärt.
Eine Kavallerietruppe nimmt die Verschwörer gefangen.
Sushun wird zunächst zum Tod durch tausend Schnitte verurteilt und dann zur Enthauptung begnadigt.
Zwei hochrangige Adelige des Regentschaftsrates (Prinz Cheng und Prinz Yi) werden zum Selbstmord
gezwungen; den übrigen werden ihre Ränge und Auszeichnungen abgesprochen und sie werden
an entlegene Orte des Reiches verbannt.
Gesamte Wirkungsperiode von erheblichen innenpolitischen Unruhen geprägt: Der Taiping -Aufstand mit der Eroberung Nanjings durch Regierungstruppen im Jahre 1864 endgültig niedergeschlagen. 1866 errichtet moslemischer Gouverneur Jakub Beg in Chinesisch-Turkestan ein sezessionistisches Regime, das er langfristig dem Sultan des Osmanischen Reiches in Istanbul als Vasall unterstellen will. Erst 1877 beseitigt; fünf Jahre später Gebiet unter dem Namen „Sinkiang“ (Xinjiang) autonome Region. Volksaufstände in mehreren Provinzen. Aus Protest gegen ihre zunehmende reaktionäre Starrsinnigkeit landesweit subversive Tätigkeiten mehrerer Geheimgesellschaften, vereinfachend als „Boxer“ dargestellt. Ab1897 zwingen mehrere europäische Staaten China zur „Verpachtung“ von Gebieten, die daraufhin halbkolonialen Status mit umfangreichen Bergbau- und Eisenbahnrechten für die Fremdmächte erhalten: Qingdao (Deutsches Reich), Port Arthur (Russland), Weihaiwei (England), Guangzhouwan (Frankreich).
Clara [AUS 305]
siehe
Clara Wieck/Schumann
Clarahill [RS 248]
Ort in Irland
Claudius, Matthias [CS 171]
siehe
Cn. Agricola [Über das Land und das Wasser 23]
siehe
Colmar [CS 246]
Corte [Aufzeichnungen aus Korsika 149]
Corwen [AUS 95]
Coward, Sir Noë Peirce [CS 218]
1899 - 1973, englischer Schauspieler, Schriftsteller und Komponist.
Mit 14 der Geliebte des für seine ephebophilen Neigungen bekannten Malers Philip Streatfeild.
Durch ihn wird Coward in die Londoner High Society eingeführt, unter anderem mit der bohèmehaften
exzentrischen Hostesse Mrs Astley Cooper, die einen literarischen Salon unterhält und ihn auf ihr Anwesen in
Hambleton einlädt – aufgrund seiner niederen sozialen Herkunft gemeinsam mit den Bediensteten.
Die Affäre mit Streatfeild endet, als dieser 1915 an Tuberkulose stirbt.
Coward führt mehrjährige Beziehung mit George, 1. Duke of Kent, dem jüngeren Bruder Eduards VIII.
Danach mit dem Sänger und Schauspieler Graham Payn liiert.
Coward eng mit Marlene Dietrich, Ivor Novello und Winston Churchill befreundet.
Laurence Olivier, Vivien Leigh, Elizabeth Bowes-Lyon, Ian Fleming und Margaret, Countess of Snowdon zählen zu
seinem Freundeskreis.
Coehoorn, Menno van [AUS S. 21]
* Britsum, Provinz Friesland 1641 † Den Haag 1704 General der Artillerie und Festungsexperte aus den Niederlanden.
Mit 16 Soldat, 1680 erobert er die Festung Coevorden (Prov. Drenthe), die er darauf erneuert. Auch in Deutschland führen seine Beratungen zu erfolgreichen Belagerungen, u.a. 1689 von Kaiserswörth im Rheinland und Bonn.
1695 und 1697 von den Generalstaaten in hohe Posten berufen, seine Werke lange maßgebend für den niederländischen Festungsbau (Coehoorns Befestigungsmanier). 1698 Auftrag des pfälzische Kurfürst Johann Wilhelm, den Wiederaufbau der zerstörten Festung Mannheim zu planen. Hauptwerk: Nieuwe vestingbouw, op een natte of lage horisont : welke op driederleye manieren getoont wordt in 't fortificeren der binnengroote van de Fransche royale ses-hoek, waar in de sterkte der hedendaagsche drooge- aan de natte-grachten gevonden wordt
(Festungsbau im Flachland)
* Berdyczów, Polen heute Ukraine 1857 † Oswalds nahe Canterbury 1924
Englischsprachiger Schriftsteller
.
Lernt im Kongo Casement kennen.
Einige der bedeutendsten Werke der englischen Literatur, Lord Jim,
Herz der Finsternis oder Der Geheimagent. Lernt Englisch erst
als Erwachsener, spricht weit weniger perfekt, als der Stil seiner Romane vermuten lässt,
in Gesellschaft lieber französisch, in seinen Träumen flucht er zum Verdruss
seiner englischen Gemahlin auf polnisch.
Geboren im damals russisch besetzten Teil Polens als Kind aristokratischer polnischer Eltern in der Nähe von Kiew, in der heutigen Ukraine. Sein Geburtsname ist Jósef Teodor Konrad Korzeniowski. Englisch ist seine dritte Sprache - nach Polnisch und Französisch -, er lernt sie erst in seinen Zwanzigern. Conrad wird sein Leben lang von schweren Depressionen gequält. Die Wurzeln hierfür beginnen früh. Sein Vater ist glühender polnischer Patriot, der kompromisslos gegen die russische Herrschaft über Polen kämpft.
Seinem Sohn beschert das eine nicht anders als traumatisch zu nennende Kindheit. Der Vater hat ihn von vornherein als Werkzeug für die eigene politische Agenda eingeplant und zur Taufe beispielsweise folgende Zeilen gewidmet: "Kleiner Sohn, sage dir / Du bist ohne Besitz, ohne Liebe / ohne Land, ohne Volk, / Solange Polen - deine Mutter im Grabe liegt. Denn deine einzige Mutter ist tot - und doch/ ist ... keine Rettung ohne sie " Titel des Gedichts: "An meinen Sohn, geboren im 85. Jahr der Unterdrückung durch die Moskowiter".
Bald ist der kleine Jósef auch um seine reale Mutter gebracht. Als Conrad vier ist, muss die Familie in Folge der politischen Aktivitäten des Vaters in eine trostlose Sumpflandschaft Nordrusslands (
Wologda/Vologda in Sibirien) zwangsumsiedeln. Den harten Lebensbedingungen ist Conrads Mutter Evelina Korzeniowski nicht gewachsen: Sie stirbt nach drei Jahren. Nach weiteren vier Jahren stirbt auch der Apollo Korzeniowski, nicht ohne vorher immer neue Tiefen der Verbitterung erreicht zu haben, Conrad ist mit elf Jahren Vollwaise.
Mit sechzehn verläßt er Osteuropa, um nach Frankreich zu gehen, wo er jedoch auch nicht heimisch wird.
Er heuert bei der französischen
Handelsmarine an, transportiert auf Frachtseglern Kunstdünger und Zucker über den Indischen
Ozean. Fähiger Seemann, der sich auch an Schmuggelgeschäften beteiligt,
bleibt wegen seiner aristokratischen Manieren Außenseiter.
Im Sommer 1878 betritt er in Lowestoft erstmals britischen Boden - Sebald malt sich
dieses Schlüsselerlebnis in C.s Leben aus. C. lernt Englisch, erwirbt acht Jahre
später das englische Kapitänspatent und die britische Staatsbürgerschaft.
1894 gibt er krankheitsbedingt die Seefahrt auf, lässt sich im Süden Englands als
Schriftsteller nieder, Außenseiter. Setzt sich als Schriftsteller durch,
allen Schreibkrisen, Malariaschüben und depressiven Episoden zum Trotz.
Gekränkt , weil als Verfasser von Seefahrergeschichten rubriziert.
Alles da, was eine maritime Abenteuererzählung ausmacht: Stürme und Flauten
(Die Schattenlinie), Havarie und Meuterei (Der Nigger von der Narcissus),
der raue Umgangston auf den schwimmenden Männerasylen, das Selbstvertrauen der
Seemänner und ihr Respekt vor dem Meer. Von literarisch-impressionistischer
Marinemalerei ist C.s Schreiben seemeilenweit entfernt. Seine Reisenden erfahren in
der Konfrontation mit der aufgewühlten See metaphysische Heimatlosigkeit,
dem polnischen Emigranten durchaus vertraut, wie auch die Irritationen, die sich
einstellen, wenn man mit dem Blick des Europäers eine unbekannte Insel in
der Südsee betritt - Situation, aus der C. spannende Erzählungen
über das Fremde und das Fremdwerden der eigenen Überzeugungen destilliert.
C.s Lebensstoff wird Literatur: auf sehr verschlungenen Wegen,
gefiltert durch persönliche Obsessionen und ein bemerkenswertes künstlerisches
Temperament. Sein Verhältnis zu Polen und Europa, seine Schreib- und Lebenskrisen,
sein Verhältnis zum Kolonialismus, seine Sensibilität für Kulturkonflikte wird
heute wieder neu entdeckt: Meisterschaft im perspektivisch-ironischen Erzählen.
Subtile Darstellung prekärer Seelenlagen: In Das Herz der Finsternis wird die Fahrt ins Innere Afrikas
auch zu einer Entdeckungsreise ins Vor- und Unbewusste. Kenntnisreiche
und bildmächtig in Szene gesetzte Kritik an der Ausbeutung des Kongos
durch den belgischen König.
Chinua Achebes (afrikanischer Schriftsteller) Kritik: C.
projiziert in sein literarisches Afrika spezifisch weiße Vorstellungen
vom archaisch Unbewussten, von Atavismus und Bestialität.
In Überzeugungen, seinem konservativen Unbehagen an der Moderne,
ist C. Kind seiner Zeit - und ihr doch weit voraus.
Sein Geheimagent, die Geschichte eines Bombenanschlags auf das
Observatorium von Greenwich, erstaunlich hellsichtige
Erkundung des Terrorismus und Meisterwerk strukturbildender
Erzählerironie. Alle Figuren C.s erfahren Einsamkeit, Scheitern und Ausgeworfensein
Cyriax, Cyriakus [NN 9]
* 3. Jht + Rom 304
Archidiakon von Papst Marzellinus, von Diokletian enthauptet .
Einer der vierzehn Nothelfer
Grünewald : Heller-Altar . Artemia (wohl mehrfach behindertes Mädchen: vergröberte Gesichtszüge, Bewegungsstörung und Deformierung im Bereich der Finger und Hände, mangelnde Kopfkontrolle, Epilepsie) Cyriax hält Buch Dreifaltigkeits-Segen in der einen Hand, die rechte Hand hält den Kopf der Leidenden durch den straff um den Hals gezogenen Manipel (? wohl eher Stola) und will durch den Druck des Daumens den verkrampften Mund öffnen, um den bösen Geist zum Entweichen zu zwingen.