Wilhelm von Conches, gebürtiger Normanne, erarbeitet vor 900 Jahren
eine systematische Gesamtdarstellung des Wissens seiner Zeit.
Dabei bringt er seine von Platon geprägte Naturphilosophie mit dem biblischen Weltbild in Einklang,
indem er die Schilderungen als Allegorien deutet.
Wilhelms Verständnis des Menschen als in die Natur eingebundenes Naturwesen ist richtungsweisend für die philosophische Anthropologie
der Folgezeit. In dem aus vier Büchern bestehenden Werk "Philosophia mundi" teilt er in Buch 3 Kapitel XXIV ("De cerebra") das Gehirn
in drei Kammern ein:
Die im vorderen Teil des Kopfes situierte cellula phantastica ist heiß und trocken
und perzipiert die sinnlichen Impressionen der Dinge, die cellula logistica im mittleren Teil ist warm und feucht und
unterscheidet die Eindrücke, und die im Hinterkopf befindliche cellula memorialis ist kalt und trocken. In ihr werden
die Inhalte abgelegt und gespeichert. Da es sich um separate Kammern handelt, nimmt jemand bei einer Kopfverwundung nur Schaden an der Kammer,
die betroffen ist, während die anderen funktionstüchtig bleiben.
Das Gedicht Sebalds ist eine Passage aus "33 Beiträge zur Geschichte der Augeheilkunde" Wien 1991 S. 92
Sie entstammt einer Analyse der Rezeption arabischer Augenheilkunde bei den Scholastikern und repräsentiert
eine Paraphrase der Schriften des Constantinus Africanus, Laienbruder in Monte Cassino.
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