Ich kam mir vor, mit dem Hut in der Hand und dem Rucksack über der Schulter, wie ein fahrender
Geselle aus dem vergangenen Jahrhundert, so fehl am Platz.
Ja, das ist doch genau das, was Sie sein wollen. Oder?
For weeks, sagte Michael, there is not a bird to be seen. It is as if everything was somehow hollowed out.
Alles ist kurz vor dem Niedersinken, nur das Unkraut wächst weiter, die Ackerwinden erwürgen die Sträucher, die gelben
Wurzeln der Brennesseln kriechen unter der Erde fort, die Klettenstauden überragen einen um Haupteslänge, die Braunfäule
und die Milben breiten sich aus, und sogar das Papier, auf dem man mühselig Wörter und Sätze aneinanderreiht,
fühlt sich an, als sei es vom Meltau überzogen. Tage- und wochenlang zermartert man sich vergebens den Kopf,
wüßte, wenn man danach befragt würde, nicht, ob man weiterschreibt aus Gewohnheit oder aus Geltungssucht,
oder weil man nichts anderes gelernt hat, oder aus Verwunderung über das Leben, aus Wahrheitsliebe,
aus Verzweiflung oder Empörung, ebensowenig wie man zu sagen vermöchte, ob man durch das Schreiben klüger oder verrückter wird.
Vielleicht verliert ein jeder von uns den Überblick genau in dem Maß, in dem er fortbaut am eigenen Werk,
und vielleicht neigen wir aus diesem Grund dazu, die zunehmende Komplexität unserer Geisteskonstruktionen
zu verwechseln mit einem Fortschritt an Erkenntnis, während wir zugleich schon ahnen,
daß wir die Unwägbarkeiten, die in Wahrheit unsere Laufbahn bestimmen, nie werden begreifen können.
Begleitet einen der Schatten Hölderlins ein Leben lang, weil man zwei Tage nach ihm Geburtstag hat?
Ist man deshalb immer wieder versucht, die Vernunft abzulegen wie einen alten Mantel, Briefe und Gedichte unterthänigst zu
zeichnen als Scardanelli und die unliebsamen Gäste, die einen anschauen kommen, sich mit Anreden wie Euer
Hoheit und Majestät vom Leib zu halten? Beginnt man mit fünfzehn oder sechzehn Elegien zu übersetzen,
weil man vertrieben worden ist aus seinem Heimatland?
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1. Wenn mein Schatz Hochzeit macht
| Wenn mein Schatz Hochzeit macht, Fröhliche Hochzeit macht, Hab' ich meinen traurigen Tag! Geh' ich in mein Kämmerlein, Dunkles Kämmerlein, Weine, wein' um meinen Schatz, Um meinen lieben Schatz! Blümlein blau! Blümlein blau! Verdorre nicht! Verdorre nicht! Vöglein süß, Vöglein süß, Du singst auf grüner Heide. Ach, wie ist die Welt so schön! Ziküth! Ziküth! Singet nicht! Blühet nicht! Lenz ist ja vorbei! Alles Singen ist nun aus. Des Abends, wenn ich schlafen geh', Denk' ich an mein Leide. An mein Leide! 2. Ging heut morgen übers Feld Ging heut morgen übers Feld, Tau noch auf den Gräsern hing; Sprach zu mir der lust'ge Fink: ,,Ei du! Gelt? Guten Morgen! Ei gelt? Du! Wird's nicht eine schöne Welt? Zink! Zink! Schön und flink! Wie mir doch die Welt gefällt! Auch die Glockenblum' am Feld Hat mir lustig, guter Ding', Mit den Glöckchen, klinge, kling. Ihren Morgengruss geschellt: ,,Wird's nicht eine schöne Welt? Kling, kling! Schönes Ding! Wie mir doch die Welt gefällt! Heia! Und da fing im Sonnenschein Gleich die Welt zu funkeln an; Alles Ton und Farbe gewann Im Sonnenschein! Blum' und Vogel, gross und klein! ,,Guten Tag, ist's nicht eine schöne Welt? Ei du, gelt? Schöne Welt? Nun fängt auch mein Glück wohl an? Nein, nein, das, ich mein', Mir nimmer blühen kann! 3. Ich hab' ein glühend Messer Ich hab' ein glühend Messer, Ein Messer in meiner Brust, O weh! Das schneid't so tief In jede Freud' und jede Lust. Ach, was ist das für ein böser Gast! Nimmer hält er Ruh', Nimmer hält er Rast, Nicht bei Tag, noch bei Nacht, Wenn ich schlief. O Weh! Wenn ich in den Himmel seh', Seh' ich zwei blaue Augen stehn. O Weh! Wenn ich im gelben Felde geh', Seh' ich von fern das blonde Haar Im Winde wehn. O Weh! Wenn ich aus dem Traum auffahr' Und höre klingen ihr silbern' Lachen, O Weh! Ich wollt', ich läg auf der schwarzen Bahr', Könnt' nimmer die Augen aufmachen! 4. Die zwei blauen Augen von meinem Schatz Die zwei blauen Augen von meinem Schatz, Die haben mich in die weite Welt geschickt. Da musst ich Abschied nehmen. Vom allerliebsten Platz! O Augen blau, warum habt ihr mich angeblickt? Nun hab' ich ewig Leid und Grämen. Ich bin ausgegangen in stiller Nacht Wohl über die dunkle Heide. Hat mir niemand Ade gesagt. Ade! Mein Gesell' war Lieb' und Leide! Auf der Strasse steht ein Lindenbaum, Da hab' ich zum ersten Mal im Schlaf geruht! Unter dem Lindenbaum, der hat Seine Blüten über mich geschneit, Da wusst' ich nicht, wie das Leben tut, War alles, alles wieder gut! Alles! Alles, Lieb und Leid Und Welt und Traum!
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Gustav Mahler ist 1883-85 in Kassel Chorleiter und Kapellmeister. Er verliebt sich - unerwidert - leidenschaftlich in die Sopranistin Johanna Richter. In dieser Zeit entstehen die Lieder, Mahler vertont vier seiner Liebesgedichte für Johanna. Sie sind die Gedanken eines Gesellen, der auf seiner Wanderschaft versucht, seine Unglück zu verarbeiten: zwei Welten, die reale (unerfüllte) und die Traumwelt (Erfüllung) ... |