... wohingegen es mir immer un-
statthaft schien, den Sucher der Kamera auf einzelne
Personen zu richten. Besonders in den Bann gezo-
gen hat mich bei der photographischen Arbeit stets
der Augenblick, in dem man auf dem belichteten Pa-
pier die Schatten der Wirklichkeit sozusagen aus dem
Nichts hervorkommen sieht, genau wie Erinnerungen,
die ja auch inmitten der Nacht in uns auftauchen und die
sich dem, der sie festhalten will, so schnell wieder verdunkeln,
nicht anders als ein photographischer Abzug, den man zu
lang im Entwicklungsbad liegenläßt.
Foto.Texte
BEYLE 1783 - 1842
Edward FitzGerald 1809 - 1883
Roger Casement 1864 - 1916
Kafka 1883 - 1924
Ambros Adelwarth 1886 - 1913
Dr. Henry Selwyn 1892 - 1971
Paul Bereyter 1909 - 1983
Max Ferber 1924 - 1991
Jacques Austerlitz * 1934
ich 1944 - 2013
Es vergingen Minuten,
sagte Austerlitz,
in denen auch ich die zu Tal fahrende Schneewolke zu sehen glaubte
und bis ich Véra weitersprechen hörte von dem Unergründlichen,
das solchen aus der Vergessenheit aufgetauchten Photographien zu eigen sei.
Man habe den Eindruck,
sagte sie,
es rühre sich etwas in ihnen,
als vernehme man kleine Verzweiflungsseufzer,
gémissements de désespoir,
so sagte sie,
sagte Austerlitz,
als hätten die Bilder selbst ein Gedächtnis
und erinnerten sich an uns,
daran,
wie wir,
die Überlebenden,
und diejenigen,
die nicht mehr unter uns weilen,
vordem gewesen sind.