Die Arena war menschenleer bis auf eine Gruppe später Ausflügler, denen ein sicherlich nahezu achtzig
Jahre alter, wenn nicht noch älterer Cicerone mit einer dünn und brüchig
gewordenen Stimme die Einzigartigkeit des Bauwerks beschrieb. Ich schaute von den obersten Rängen,
zu denen ich hinaufgestiegen war, auf die jetzt sehr klein sich ausnehmende Gruppe hinunter.
Der alte Mann, der wenig mehr als vier Fuß messen mochte, trug ein ihm um vieles zu großes Jackett,
das, da er bucklig war und stark vornübergebeugt ging, mit dem vorderen Saum bis an den Boden reichte.
Mit seltener Deutlichkeit, deutlicher vielleicht als die, die ihn umstanden, hörte ich,
wie er sagte, man vernehme in der Arena,
grazie a un'acustica perfetta, l'assolo più impalpabile di un violino,
la mezza voce più eterea di un soprano, il gemito più intimo di una Mimi
morente sulla scena. Die Ausflügler zeigten sich wenig beeindruckt von der Architektur-
und Opernbegeisterung des verwachsenen Fremdenführers, der, indem er sich auf den Ausgang zubewegte,
das eine und andere seinen schönen Ausführungen noch anfügte, wobei er stets einhielt,
sich umwandte und den Zeigefinger der Rechten gegen die gleichfalls stehenbleibende Gruppe erhob
wie ein winziger Schullehrer vor einer um Haupteslänge ihn überragenden Kinderschar.
Sehr flach fiel das Licht nun herein über den Rand der Arena, und lange saß ich, nachdem der Alte und seine
Zuhörerschaft das Theater verlassen hatten, ganz allein umgeben von dem rötlichen Schimmern des Marmors,
oder so wähnte ich wenigstens
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So wie damals Gladiatoren sich von Löwen fressen lassen mussten, tummeln sich heute Operndivas und Rock-Stars in der Arena, diesem gut erhaltenen römischen Amphitheater.
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